Das Bild zeigt einen Demonstrationszug von Neonazis.
© Bayerisches Landesamt für Verfassungsschutz

Neonazis

Neonazis orientieren sich ideologisch am historischen Nationalsozialismus. Ihr politisches Ziel ist ein nationalsozialistischer Staat auf der Grundlage einer „Volksgemeinschaft“, der einem strengen Führerprinzip unterliegt. Ein derartiger totalitärer Staat schließt all diejenigen aus, die nicht als „reine Deutsche“ gelten, und unterdrückt und verfolgt alle, die eine andere politische Einstellung haben. Opposition und Meinungsvielfalt werden nicht zugelassen.

Revisionistisches Weltbild

Neonazis vertreten ein revisionistisches Weltbild. Sie leugnen den Holocaust und glorifizieren Wehrmacht und SS. Zudem vertreten sie gebietsrevisionistische Ansprüche: Sie fordern ein Deutschland in den Grenzen vor 1938. Passend dazu verwenden sie die Parole „Deutschland ist größer als die BRD“. Vielfach ist bei Neonazis eine besondere Affinität zu historischen Gegenständen aus dem Dritten Reich oder gar Waffen zu beobachten. Ihr rückwärtsgewandtes Weltbild spiegelt sich auch in der Verehrung von Personen aus dem Dritten Reich wieder. Eine prominente Stellung nimmt dabei der Hitlerstellvertreter Rudolf Heß ein, der in der neonazistischen Szene als Märtyrer verehrt wird.

"Nationaler Sozialismus"

Heutige Neonazis greifen auch aktuelle sozial- und gesellschaftspolitische Themen auf. Mit ihren Problemlösungsvorschlägen orientieren sie sich an einem neonazistischen völkischen Weltbild und geben scheinbar einfache Antworten. So werden z.B. Personen mit Migrationshintergrund für Arbeitslosigkeit in Deutschland verantwortlich gemacht. Neonazis treten bewusst kapitalismuskritisch auf und fordern einen nationalen Sozialismus. Damit bedienen sie sich auch einzelner Versatzstücke linksextremistischer Ideologie, die sie aber – im Gegensatz zum kommunistischen Internationalismus – stets nur auf die eigene Nation beziehen.

Strukturveränderungen

In der Vergangenheit waren Neonazis in Bayern meist in kleinen Gruppen, den sogenannten „Kameradschaften“, oder in größeren Netzwerken wie dem mittlerweile verbotenen Freien Netz Süd (FNS) organisiert. Sie verstanden sich als „Freie Kräfte“, die – anders als rechtsextremistische Parteien – jegliche Kompromisse mit einem demokratischen System ablehnen. Seit 2013/2014 orientieren sich die bayerischen Neonazis allerdings vermehrt zu der neu gegründeten Partei Der Dritte Weg (III. Weg) hin. Diese ist neonazistisch ausgerichtet und dient als Auffangbecken für die Aktivisten des verbotenen FNS. Bereits nach dem Verbot der Fränkischen Aktionsfront 2004 hatten Teile der bayerischen Neonaziszene versucht, in der NPD Fuß zu fassen. Sie scheiterten aber letztlich daran, dass sie ihren neonazistischen Kurs dort zum damaligen Zeitpunkt nicht durchsetzen konnten. Dies führte 2008 zur Gründung des FNS, das bis zu seinem Verbot die größte und aktivste neonazistische Gruppierung in Bayern war.

Innerhalb der rechtsextremistischen Szene machen die Neonazis den größten Teil des gewaltorientierten Personenpotenzials aus.