Legalistischer Islamismus

Zentrale Organisationen im legalistischen Islamismus sind die türkisch geprägte Milli Görüs-Bewegung und die Deutsche Muslimische Gemeinschaft e. V. (DMG), die als Zweig der ägyptischen Muslimbruderschaft bekannt ist.

Die IGMG und die DMG sind in muslimischen Dachverbänden vertreten und nehmen über die Verbandsarbeit Einfluss auf den politischen und interreligiösen Dialog.

Milli Görüs-Bewegung

Die Milli Görüs-Bewegung besteht aus mehreren Komponenten, die von einer gemeinsamen ideologisch-religiösen Ausrichtung und der ideellen Bindung an ihren Gründer Necmettin Erbakan zusammengehalten werden. Ziel der Bewegung ist es, zunächst die laizistische Staatsordnung (Trennung von Kirche und Staat) in der Türkei durch eine islamische Staats- und Gesellschaftsordnung mit dem Koran und der uneingeschränkten Gültigkeit der Scharia als Grundlagen des Staates und des gesellschaftlichen Zusammenlebens abzulösen. Ihr erklärtes Fernziel ist darüber hinaus die weltweite Einführung einer islamischen Staats- und Gesellschaftsordnung nach dem Vorbild des alten osmanischen Reichs unter Führung der Türkei.

Der Milli Görüs-Bewegung sind insbesondere

  • die Saadet Partisi (SP – Glückseligkeitspartei) als politische Vertreterin der Bewegung,

  • die Ismael Aga Gemeinschaft (IAC),

  • die türkische Tageszeitung Milli Gazete,

  • der türkische Fernsehsender TV 5 und

  • die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) zuzurechnen.

Logo der IGMG
© IGMG

In Bayern unterhalten mehrere Vereine Verbindungen zur IGMG. Regionale Schwerpunkte befinden sich in Nürnberg und München. Die seit 2013 bestehende Deutschlandvertretung der Saadet Partisi (SP) verfügt auch in Bayern über Strukturen wie z.B. den Regionalverband Südbayern mit Sitz in München. Auch Aktivitäten der Ismael Aga Gemeinschaft (IAC), die als radikalste Gruppierung innerhalb der Milli Görüs-Bewegung gilt, sind in Bayern zu verzeichnen.

Muslimbruderschaft (MB) und Deutsche Muslimische Gemeinschaft e. V. (DMG)

Die 1928 von Hassan al-Banna in Ägypten gegründete Muslimbruderschaft (MB) ist die einflussreichste und älteste Bewegung des zeitgenössischen Islamismus.

Das von der MB angestrebte politische System weist deutliche Züge eines totalitären Herrschaftssystems auf, das die Souveränität des Volkes sowie die Prinzipien der Freiheit und Gleichheit der Menschen nicht garantiert. Die Ideologie der MB ist auf die Errichtung islamischer Herrschaftsordnungen auf der Grundlage von Koran und Sunna ausgerichtet.

Die MB tritt zwar in Deutschland nicht offen in Erscheinung, wird jedoch durch die Deutsche Muslimische Gemeinschaft e. V. (DMG) vertreten und ist auf europäischer Ebene über das Council of European Muslims (CEM) und das European Council for Fatwa and Research (ECFR) als Teil einer weltweiten „Islamischen Bewegung“ aktiv.

Logo der DMG
© DMG

Die DMG versucht durch politisches Engagement in Deutschland ihre von der Ideologie der MB geprägten Ziele zu erreichen. Die Anhänger der DMG sind bemüht, ihre Verbindung zur MB in öffentlichen Verlautbarungen nicht zum Ausdruck zu bringen. Die Bestrebungen der DMG richten sich gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland.

Mehrere zum Teil formell eigenständige Islamische Zentren (IZ) werden der DMG in Deutschland zugerechnet. In Bayern sind dies das Islamische Zentrum München (IZM) und die Islamische Gemeinde Nürnberg (IGN), ehemals Islamisches Zentrum Nürnberg. Darüber hinaus existieren Verbindungen zu anderen MB-nahen Einrichtungen.