Stalinismus

Bild von Josef Stalin
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Der Stalinismus ist Josef W. Stalins (1878-1953) theoretische Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus zum diktatorisch-bürokratischen Herrschaftssystem der Sowjetunion. Entgegen der marxistischen Annahme, dass zum Sieg des Proletariats über die Bourgeoisie eine gemeinsame Aktion der Proletarier aller Länder notwendig sei, ging Stalin davon aus, dass der Sozialismus zunächst nur in einem Land, nämlich der Sowjetunion, realisiert werden könne. Alle in der „Kommunistischen Internationalen“ organisierten Parteien mussten sich folglich auf die Interessen der Sowjetunion als zentraler Führerin des internationalen Kommunismus ausrichten. Stalins Thesen vom prinzipiellen Gegensatz der Staaten des „imperialistischen“ – kapitalistischen – und „antiimperialistischen“ – kommunistischen – Lagers legten den Grundstein für den bis 1989/1990 andauernden Ost-West-Konflikt.

Stalinistische Säuberungen

Innerhalb der Sowjetunion proklamierte Stalin eine „Verschärfung des Klassenkampfs“. Legitimiert werden sollten dadurch die sogenannten „stalinistischen Säuberungen“: Hunderttausende wurden ermordet, mehrere Millionen Menschen kamen in Gefängnisse und Arbeitslager. Den Versuch, den rückständigen Agrarstaat Sowjetunion in kurzer Zeit in eine moderne Industriegesellschaft umzuwandeln, bezahlten weitere Millionen Menschen aufgrund der dadurch verursachten Hungersnöte mit ihrem Leben.

Als „stalinistisch“ werden heute Bestrebungen bezeichnet, die sich ideologisch auf das von Stalin errichtete Herrschaftssystem berufen. Mit der Anknüpfung an die historische Person Stalin und die damit verbundene Diktatur, die den Terror als Herrschaftsinstrument etablierte, verbindet sich eine grundlegende Ablehnung des demokratischen Verfassungsstaates.

Derzeit berufen sich die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) und der Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD (AB) auch auf die Ideen Stalins.