Das Bild zeigt einen Dianetics-Stand der Scientology-Organisation in einer Fußgängerzone.
© Bayerisches Landesamt für Verfassungsschutz

Situation in Bayern

In Bayern existiert neben der „Scientology Kirche Deutschland e.V.“ (SKD) die „Scientology Kirche Bayern e.V.“ (SKB), beide haben ihren Sitz in München. Daneben gibt es ein Celebrity Center (für Prominente und Künstler).

Die SO und ihre Tarnorganisationen führen in München öffentliche Veranstaltungen in Form von Infoständen und Versammlungen durch. Dabei ist der SO-Bezug oft nicht sofort erkennbar, da die Veranstaltungen unter unverdächtigen Titeln wie „Sag NEIN zu Drogen“ stattfinden. Das Interesse der Bevölkerung ist gleichwohl gering.

„Ideale Org“-Kampagne

Im Rahmen ihrer „Idealen Org“-Kampagne will die SO weltweit in Städten, die sie für sich als politisch und wirtschaftlich bedeutsam einschätzt, große und repräsentative Niederlassungen (sog. „Ideale Orgs“) aufbauen oder bereits bestehende vergrößern. Diese „Idealen Orgs“ sollen politischen Einfluss nehmen (u.a. durch Standorte in Regierungs-/Parlamentsnähe).

In Deutschland existieren bislang drei „Ideale Orgs“. Die SO-Niederlassung in Berlin wurde 2007 eröffnet, seit Januar 2012 gibt es auch in Hamburg eine „Ideale Org“. Am 9. September 2018 folgte die Eröffnung einer dritten deutschen „Idealen Org“ in Stuttgart. Damit wurden die Vorgaben des Internationalen Managements der SO erfüllt, das dieses Projekt nach wie vor als wichtigen Bestandteil seiner weltweiten Expansionsbestrebungen betrachtet.

Strategisches Ziel der SO ist ein „Ideales Deutschland“. Daher muss mit der Eröffnung weiterer „Idealer Orgs“, u.a. auch in München, gerechnet werden.

Tarnorganisation „Der Weg zum Glücklichsein“

Die SO-Tarnorganisation „Der Weg zum Glücklichsein“ („The Way to Happiness Foundation“) führt seit Mitte 2016 regelmäßig Informationsstände in der Münchner Innenstadt durch. Ziel der öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten ist es, eine möglichst große Anzahl der gleichnamigen Broschüre „Der Weg zum Glücklichsein“ zu verteilen. Die Offensive startete nach dem Anschlag am Münchner Olympia-Einkaufszentrum im Sommer 2016, um die entstandene Unsicherheit in der Bevölkerung für die Expansionsarbeit der Tarnorganisation zu nutzen. Aufmachung und Inhalt des Hefts sind auf den ersten Blick unverfänglich, lediglich im Impressum ist der Scientology-Gründer L. Ron Hubbard erwähnt. Transportiert werden mit der Broschüre eher triviale Vorschläge und Anleitungen zum „Glücklichsein“, die scientologische Ideologie ist enthalten, aber nur schwer zu erkennen.

Die SO versucht mit der Broschüre, Menschen auf vermeintlich problematische Erscheinungen oder Stimmungslagen in ihrem Leben aufmerksam zu machen und Interesse daran zu wecken, etwas zu ändern oder Hilfe zu suchen. Ziel ist, die Adressaten zur Kontaktaufnahme mit der Tarnorganisation zu motivieren. Sobald die Kontaktdaten vorhanden sind, können diese genutzt werden, um die Personen mittelfristig an die SO heranzuführen.

In den sozialen Medien versucht die SO, die Kampagne als erfolgreich darzustellen, um damit die Mitglieder zu zusätzlichem Engagement zu motivieren. Innerhalb der SO existieren statistische Vorgaben für die Durchführung öffentlichkeitswirksamer Aktivitäten und die Werbung neuer Mitglieder. Es ist davon auszugehen, dass das erhöhte Aktionsniveau auch dazu dient, diesen Vorgaben gerecht zu werden.