Antisemitismus

Antisemitismus ist eine rassistische Form der Judenfeindlichkeit und ein wesentlicher Bestandteil rechtsextremistischer Ideologie. Die Geschichte des Antisemitismus reicht in Europa bis weit ins Mittelalter zurück. Damals kam es wiederholt zu Pogromen gegen Juden. Der Auslöser für solche Verfolgungen und Hinrichtungen war der Vorwurf, Juden würden für religiöse Rituale christliche Kinder opfern – ein Vorwurf, der völlig aus der Luft gegriffen war. Juden wurden auch für Krankheiten wie die Pest verantwortlich gemacht, indem man ihnen unterstellte, Brunnen zu vergiften. Ein weiteres Motiv für den Judenhass war der religiös begründete Vorwurf, die Juden hätten Jesus umgebracht.

„Rassen-Antisemitismus“

Der religiös begründeten Judenfeindlichkeit konnten sich Juden durch den Übertritt zum Christentum oftmals entziehen. Der Rassenantisemitismus sah Juden hingegen als eigene „Rasse“ an, losgelöst vom konfessionellen Bekenntnis. Juden wurden nun als angeblich „andersartige“ und minderwertige „Rasse“ und als Bedrohung für die als „edel“ und „höherwertig“ beschriebene „arische Rasse“ dargestellt und ausgegrenzt. Diese Ansichten verbreiteten sich in Deutschland bereits im 19. Jahrhundert. Im Dritten Reich wurde der Antisemitismus zur Grundlage der Politik und gipfelte in dem Bestreben, „die Juden“ Europas zu vernichten. Ausdruck dieser Politik waren z.B. die Nürnberger Rassegesetze und die als „Endlösung der Judenfrage“ bezeichnete Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten.

Antisemitische Verschwörungstheorien

Mit dem für die rechtsextremistische Szene bis heute prägenden Rassenantisemitismus eng verknüpft ist der verschwörungstheoretische Antisemitismus. Rechtsextremisten vermuten „die Juden“ hinter allen politischen Entscheidungen oder Ereignissen. Als angeblichen Beleg für eine weltweite Verschwörung des Judentums werden häufig die sogenannten „Protokolle der Weisen von Zion“ angeführt. Dabei handelt es sich um eine Fälschung, die im Umfeld des russischen zaristischen Geheimdienstes an der Wende zum 20. Jahrhundert entstand. Die Täuschung wurde bereits kurz nach deren Erscheinen bekannt. Bis heute hält sich allerdings in der rechtsextremistischen Szene hartnäckig der Glaube an diese Protokolle. Antisemitische Verschwörungstheorien werden heute zudem oftmals mit Kapitalismuskritik verknüpft. Extremisten unterstellen „den Juden“, die Politik über Geld und wirtschaftlichen Einfluss zu steuern.

Grafik, auf der der Schriftzug "Boykottiert Produkte aus Israel" und ein Strichcode mit der Ländererkennung 729 für den Staat Israel zu sehen ist.
© Bayerisches Landesamt für Verfassungsschutz

Antisemitismus ist inzwischen häufig auch im Gewand des Antizionismus anzutreffen. Zionisten, bzw. der Staat Israel und seine Politik, werden mit „den Juden“ gleichgesetzt. Dies wird in der Regel auch mit einem rassistischen Verständnis des Judentums vermischt. Die Partei Der Dritte Weg ruft auf ihrer Homepage beispielsweise zum Boykott israelischer Produkte auf (siehe Foto). Mit dem Antisemitismus erklärt sich auch das Engagement von Rechtsextremisten für die Palästinenser. Diese werden als Feinde Israels beziehungsweise „der Juden“ und damit als natürliche Verbündete betrachtet. Rechtsextremisten erhoffen sich zudem, über die Kritik an der israelischen Politik Anknüpfungspunkte in breiteren Gesellschaftsschichten zu finden.