Salafistischer Infostand in einer Fußgängerzone
© Bayerisches Landesamt für Verfassungsschutz

Da’wa-Arbeit

Salafisten versuchen, ihre Ideologie durch intensive Propagandaaktivitäten zu verbreiten. Dadurch wollen sie Staat und Gesellschaft in einem langfristigen Prozess nach salafistischen Normen umgestalten. Diese sogenannte „Da’wa“-Arbeit (arabisch für „Missionierung“) betreiben sie insbesondere im Internet. „Da’wa“-Aktivitäten im öffentlichen Raum finden immer seltener statt.

Die zunehmend professionelle Verbreitung der salafistischen Ideologie übt eine beträchtliche Anziehungskraft aus auf vor allem junge, emotional und sozial noch nicht gefestigte Muslime, darunter auch Konvertiten. Für eine Reihe von Personen aus dem salafistisch-jihadistischen Bereich sind die „Da’wa“-Aktivitäten ein wesentlicher Baustein in ihrer Radikalisierungsbiographie.

Staatliche Maßnahmen, z. B. Vereins- und Moscheeverbote, diverse Durchsuchungsaktionen, Ermittlungs- und Strafverfahren gegen jihadistische Protagonisten und konsequente Abschiebungen führten zu einer Verhaltensänderung der salafistischen Szene: Es ist ein Trend zum Rückzug aus der Öffentlichkeit ins Private feststellbar. Szeneangehörige agieren vermehrt in geschlossenen Internetgruppen und vernetzen sich durch klandestine Treffen, beispielsweise in Wohnungen (Home-„Da’wa“). Regional übergreifende Islamseminare oder Auftritte salafistischer Prediger konnten nur noch in Einzelfällen festgestellt werden.

Nach dem Verbot der Vereinigung „Die Wahre Religion“ (DWR) im November 2016 und dem damit einhergegangenen Ende der Koranverteilaktion „Lies!“ sowie nach der Einstellung des Projekts „We love Muhammad“ finden in Bayern die ehemals weit verbreiteten (Street-)„Da’wa“-Aktionen nicht mehr statt. Auch Islam-Infotische in Fußgängerzonen sind aus den Stadtbildern nahezu verschwunden. Gleiches gilt für mehrtägige Islamseminare, die nur noch vereinzelt und nach vorheriger Anmeldung stattfinden. Selbst das von Pierre Vogel im Mai 2017 propagierte „Home-Da’wa“-Projekt kann in Bayern nur vereinzelt festgestellt werden.

Statt öffentlicher Auftritte bei Veranstaltungen nutzen nahezu alle bekannten salafistischen Prediger und Organisationen in Deutschland das Internet und verbreiten dort über verschiedene Kanäle teilweise täglich ihre Botschaften.

Naschids

Musik lehnen Salafisten zwar grundsätzlich mit der Begründung ab, diese sei Ausdruck der Verdorbenheit der von ihnen als gottlos und materialistisch betrachteten Welt. Sie haben jedoch eine eigene Musikkultur für sich entdeckt bzw. für ihre Zwecke umgedeutet, um die emotionalisierende Wirkung von Musik zu nutzen: den Naschid. Diese meist kurzen und melodisch einprägsamen religiösen Lieder – in der Regel ohne jede Instrumentalbegleitung – entfalten insbesondere bei Jugendlichen eine Sog- und Identifikationswirkung. In Online-Videoportalen werden Naschids oftmals mit emotionalisierenden Bildern unterlegt, was ihre Wirkung zusätzlich verstärken soll. Aufgrund ihres religiösen Inhalts werden Naschids von den meisten strenggläubigen Muslimen als erlaubt (arabisch: „halal“) angesehen.